Monatsspruch für Dezember 2022

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Monatsspruch für Dezember 2022

DER WOLF FINDET SCHUTZ BEIM LAMM, DER PANTHER LIEGT BEIM BÖCKLEIN. KALB UND LÖWE WEIDEN ZUSAMMEN, EIN KLEINER JUNGE LEITET SIE. (Jes 11,6)

In Brandenburg wurden 1850 noch Wölfe gesichtet. Danach waren sie ausgerottet. Erst Ende des 20. Jahrhunderts wurden in unseren Breiten wieder Wölfe angesiedelt. Und im Jahr 2000 kamen in Deutschland erstmals Welpen zur Welt.

Wölfe sind Fleischfresser. Dabei reißen sie in der Regel nur krankes und schwaches Wild. So sorgen sie in der Natur für ein Gleichgewicht. Und das gilt auch für andere Raubtiere, zum Beispiel Panther und Löwen, die im Monatsspruch für Dezember erwähnt werden (siehe oben). So hat in der Natur alles seinen Sinn. Und das gilt nicht nur für das Tierreich, sondern auch für die Menschen. Würden sie nicht sterben, wäre die Erde überbevölkert.

Viele Zeitgenossen belassen es nicht bei diesen naturwissenschaftlichen Fakten, sondern machen diese zur Grundlage einer Weltanschauung. Man nennt sie „Naturalismus“. Ihre Anhänger finden sich mit dem Tod ab, achselzuckend oder resignierend. Und das kann zu Gleichgültigkeit und Gefühlskälte gegenüber denen führen, die unter dem endgültigen Verlust von Angehörigen leiden. „Sterben gehört zum Leben, und mit dem Tod ist alles aus“, denken Naturalisten und sprechen es gar aus. Vor allem der Tod alter Menschen wird oft bagatellisiert. Natürlich ist es eine Gnade und Grund zur Dankbarkeit, wenn die Eltern oder die Ehefrau, der Ehemann alt werden. Aber umso schmerzlicher ist es, wenn das lange gemeinsam verbrachte Leben zu Ende geht und man zurückbleibt und allein ist.

Im Alter von fünf Jahren ging ich mit meiner Mutter am Schlachthof meiner Heimatstadt vorbei, sah wie Kühe hineingetrieben wurden und hörte, wie sie muhten. Ich erinnere mich noch an das mulmige Gefühl, das mich befiel. Und ich könnte es auch nicht über mich bringen, ein Tier zu schlachten oder dabei auch nur zuzusehen. So verhalten sich Mitmenschen, die aus ethischen Gründen kein Fleisch essen, konsequenter als ich. Denn ich esse an Weihnachten gerne Gans oder Truthahn.

Die alten Israeliten brachten Gott Tieropfer dar. Aber zugleich war ihnen wohl bewusst, dass es zu den düsteren Seiten der Natur gehört, wenn die Stärkeren die Schwächeren fressen. Anders ist die biblische Utopie nicht zu erklären, wonach in dem Friedensreich, das der Messias herbeiführen wird, Tiere nur noch Pflanzen fressen und in Frieden miteinander und mit dem Menschen leben. Siehe das 11. Kapitel des alttestamentlichen Jesaja-Buches, dem der Bibelspruch für den Monat Dezember entnommen ist.

Juden finden sich mit dem Tod nicht ab. Diese Einstellung spiegelt sich selbst bei dem Schriftsteller Elias Canetti (1905-1994), der sich als Atheist verstand. Er schrieb über den Tod: „Es geht nicht um seine Abschaffung, die nicht möglich sein wird. Es geht mir um die Ächtung des Todes.“

Mit Jesus ist das bei Jesaja verheißene messianische Friedensreich nicht hereingebrochen. Und das ist der wesentliche Grund, warum Juden nicht Christen geworden sind und werden. Aber für Christen spiegeln die Worten und Taten Jesu und vor allem seine Auferstehung das messianische Friedensreich. Und sie finden sich mit dem Tod nicht ab, weil Gott, der Jesus vom Tode auferweckt hat, das auch nicht tut. „Gott gibt nichts und niemanden verloren, selbst über den Tod hinaus. Das definiert ihn als Erlösergott“, schreibt der Philosoph Holm Tetens (Gott denken. Ein Versuch über rationale Theologie, Reclam-Verlag, Ditzingen 2015, 96 Seiten, 6 Euro). Und wenn Gott niemand verloren gibt, dürfen auch wir niemand verloren geben, weder die Lebenden noch die Toten, weder uns und unsere Zeitgenossen, noch diejenigen, die vor uns gelebt haben.

Und das gilt erst recht für die unzähligen, meist unbekannten Menschen, die im Laufe der Geschichte unterdrückt, ausgebeutet, in den Tod getrieben oder umgebracht wurden. Ihnen und den Tätern soll im Jüngsten Gericht Gerechtigkeit widerfahren. Die Erwartung des Jüngsten Gerichts hat der Philosoph Max Horkheimer (auch er ein säkularer Jude) als „Ausdruck einer Sehnsucht“ bezeichnet, „dass der Mörder nicht über das unschuldige Opfer triumphieren möge“.

Jürgen Wandel

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