Christian Bernhard Rode
Christian Bernhard Rode lebt von 1725 bis 1797. Er ist der Sohn eines Goldschmieds und erhält eine Ausbildung als Maler bei dem damals recht bekannten Landschaftsmaler Müller aus Hermannstadt. Anschließend wird er Schüler des Malers Antoine Pesnes. 1750 verlässt Rode Berlin und verbringt Studienaufenthalte in Paris, Venedig, Rom und Wien. Anfang 1756 kehrt er nach Berlin zurück Ab dieser Zeit entfaltet er „bis an sein Ende in Berlin eine ungemein rege Tätigkeit als Öl- und Frescomaler, Zeichner und Radierer biblischer, weltlicher, mythologischer, allegorischer und literarischer Darstellungen aller Art.“ [1] Im Jahre 1783 wird er zum Direktor der Akademie der Künste ernannt. Er steht in enger Verbindung zur Berliner Aufklärung.
Das weitgefächerte Spektrum seines Schaffens enthält Elemente der verschiedensten Stilarten. Einflüsse aus Barock, Rokoko, Klassizismus und dem Historismus eines Menzel sind in seinem Werk aufzuspüren. Diese Vielfalt der Stile wird in der Kunstgeschichte häufig als Eklektizismus bemängelt.
In Berlin-Mitte zieren drei, von Säulen gerahmte Gemälde von ihm den Altar der Marienkirche. In unserer Kirche befinden sich vier Gemälde von Rode, drei mit einem biblischen Thema und ein Epitaph.
Epitaph Voigt und Zieglern
Das erste Bild auf der rechten Seite ist das Epitaph für L.G. Voigt und M.S. Zieglern. In der Epitaphmalerei ist es üblich, den Mädchennamen der Frau zu verwenden. In der Mitte dieses Bildes dominiert ein merkwürdig dimensionierter Sarkophag, der sich in einer dunklen Nische befindet. In der Mitte des Sarkophags sieht man ein klassizistisch geprägtes Medaillon mit den Namen und Umrissen der Verstorbenen. In der großen Figur an der rechten Seite des Sarkophags vermischen sich die Gestalt eines Engels mit Flügeln und das Bild eines antiken Genius. Sie hält eine umgedrehte, gerade erloschene Fackel in den Händen, die Lebensfackel, und einen Buchsbaumkranz, als immergrüner Pflanze Zeichen des ewigen Lebens.
Auf der linken Seite des Sarkophags sitzt ein kleiner Putto, wie er vor allem in der Malerei des Rokoko zu finden ist. Dieser Putto hält Schlafmohn in seinen Händen. Neben ihm sehen wir eine Eidechse, im Mittelalter ein Zeichen des Bösen und des Teufels. Diese beiden Figuren stehen in einem allegorischen Verhältnis zueinander: Der ‚Engel-Genius’ versinnbildlicht den Tod, der Putto den Schlaf; Tod und Schlaf sind Geschwister. Oben auf dem Sarkophag sitzt ein exotischer blauer Schmetterling, Allegorie der entfleuchenden Seele.
Die Grablegung
Neben dem Epitaph finden wir die Grablegung. Dieses Bild ist ein typischer Ausdruck für die Einflüsse aus Barock und Klassizismus, die Rodes Bilder oft prägen. Beide Stilarten stehen in diesem Bild nebeneinander. Der Leichnam Jesu ist in klassizistischer Manier gemalt, im Profil und mit wenig räumlicher Perspektive. Der Mann mit dem Turban ist eindeutig als die Gestalt des Nikodemus zu erkennen, der ein Spezereiengefäß in den Händen hält. Die Darstellung des Nikodemus erscheint wie eine Anspielung auf Rembrandt, der die Gestalten der Bibel immer sehr plastisch und in orientalischen Gewändern malte. Diese Figur ragt in ihrer Plastizität und Andersartigkeit aus dem Figurenensemble heraus. Am Kopfende des Leichnams Jesu ist Josef von Arimathäa zu erkennen, der die Erlaubnis zur Grablegung Jesu von Pilatus erwirkte. Die schwarz gekleidete Frauengestalt ist Maria, die Mutter Jesu, und der Jünglingskopf im Hintergrund soll aller Wahrscheinlichkeit nach Johannes, den Lieblingsjünger Jesu darstellen. Links im Bild ist noch ein Mann mit einer Fackel zu erkennen. Daraus lässt sich schließen, dass sich diese Szene in einer dunklen Grabkammer abspielt.
König David
Vorn rechts neben der Kanzel hängt ein Bild von König David. Er liegt auf den Knien, den Oberkörper vorgebeugt. Seine Hände erheben sich flehend zum Gebet. In der Bibel steht die Szene im 2. Buch Samuel, 12. König David bittet Gott um Vergebung für Ehebruch und Mord und um Gnade für das Leben seines Sohnes. Neben ihm liegen seine Krone und seine Harfe. Er legt vor Gott die Zeichen seiner weltlichen Herrschaft und seines künstlerischen Könnens ab und zeigt die Demut des reuigen Sünders. Sollte im erhobenen Haupt aber doch noch etwas vom Stolz des Königs zum Ausdruck kommen?. Den Hintergrund bildet ein roter Vorhang, dahinter brennt rechts ein Opferfeuer und links sieht man einen Weihrauchkessel, die Szene spielt also im Tempel. In der Barockmalerei ist der rote Vorhang ein Majestätssymbol sowohl weltlicher als auch religiöser Art.
Die Jungfrauen
Das Bild auf der linken Seite neben dem Taufstein trägt den Titel Die Jungfrauen und zeigt eine Szene aus dem Gleichnis von den klugen und den törichten Jungfrauen (Matthäus 25, 1-13). Im Zentrum des Bildes sind zwei stehende Frauen dargestellt, die linke mit einer erhobenen brennenden Öllampe, die rechte mit einer Öllampe und einem Ölkrug. Das Licht der erhobenen Öllampe beleuchtet die beiden Gesichter. Beide gehören zu den klugen Jungfrauen, die an den Ölvorrat gedacht haben. Die rechte Frau ist im klassizistischen Profil gezeichnet, die Gesichter dagegen erinnern eher an barocke Üppigkeit.
Vorn links sitzt eine Frau in nachdenklicher Haltung, vom Betrachter weg gewendet und im Dunkeln – sicher eine von den törichten Jungfrauen, die nicht genügend Lampenöl dabei hat. Im Hintergrund sieht man weitere Frauen temperamentvoll über die mangelnde Vorsorge mit Öl debattieren.
[1] Thieme-Becker: Künstler-Lexikon Band 28, S. 455 f.