Die Sechziger Jahre
Im Jahr 1959 erhält die Hochmeisterkirche mit ihren damals 26.000 Gemeindegliedern eine vierte Pfarrstelle, die Pfarrer Winfried Weinhold am 1. Mai dieses Jahres antritt.
In den darauf folgenden Jahren wird diskutiert, wie diese große Gemeinde überschaubarer gemacht werden könne. Der Gemeindekirchenrat schlägt vor, eine zweite Predigtstätte in der Nähe des Olivaer Platzes zu schaffen.
Die damalige Politik der Kirchenleitung geht jedoch in eine andere Richtung: die Erfahrung hat gezeigt, dass sich kleinere Gemeinden mit wenigen Pfarrern besser bewähren und einen prozentual höheren Anteil an aktiven Gemeindegliedern aufweisen. Und so wird beschlossen, aus einem Teilgebiet der Hochmeisterkirche sowie einigen Straßenzügen, die damals noch zum Gebiet der Kirche am Hohenzollernplatz gehören, eine neue Gemeinde zu errichten.
Der Gemeindekirchenrat der Hochmeisterkirche ist gegen diese Abspaltung, sieht sich aber letztlich gezwungen, dem Beschluss der Kirchenleitung zuzustimmen. In der Aprilausgabe des Gemeindeblattes von 1964 heißt es dazu: „Man glaubte, dem Wunsch des Konsistoriums entsprechen zu müssen.“
Und so wird die Gemeinde zum 1. Januar 1965 geteilt. Die Zahl der Gemeindeglieder der Hochmeisterkirche belief sich vor der Teilung auf 24.765. Abgetrennt wird das Gebiet östlich der Eisenzahnstraße mit insgesamt 8.091 Evangelischen. Es verbleiben also 16.674 Gemeindeglieder bei der Hochmeisterkirche.
Über den Standort der Daniel-Gemeinde ist niemand so recht glücklich, denn das Grundstück, das nach langen Bemühungen gefunden werden konnte, liegt nur wenige hundert Meter von der Hochmeisterkirche entfernt.
Am 10. Januar 1965 wird das provisorische Kirchengebäude der Daniel-Gemeinde eingeweiht. Pfarrer Söhngen wechselt auf eigenen Wunsch mit seiner Pfarrstelle an diese neue Gemeinde über.
Ende der sechziger Jahre kommt es auch zur Auflösung des Bauvereins. In der Jahresversammlung vom 29. April 1969 wird die Auflösung beschlossen. Zu dieser Zeit hatte der Verein immerhin noch 352 Mitglieder. Ende des Jahres 1968 erklärt sich die West-Berliner Gesamtkirche bereit, die Restschulden der Gemeinde für den Wiederaufbau der Kirche und des Gemeindehauses zu übernehmen. Damit ist die Zweckbestimmung des Bauvereins - der Schuldendienst - hinfällig geworden. Seine Aufgabe ist erfüllt. Die noch auf dem Konto des Vereins befindlichen 19.000 DM werden dem Gemeindekirchenrat übergeben.
Aus den Statistiken der sechziger Jahre seien noch einige Zahlen über das kirchliche Leben erwähnt: Jeden Sonntag finden zwei Gottesdienste statt, im Sommer um 8 und um 10 Uhr, im Winter um 10 und um 18 Uhr. Die Besucherzahl liegt pro Sonntag im Durchschnitt 1961 bei 450 Besuchern, 1965 bei 400 und 1969 bei ca. 210.
34. Vortragsmanuskript von Ursula Schramm, Archiv Hochmeisterkirche.
35. Predigt von Otto Dibelius zur Wiedereinweihung der Hochmeisterkirche am 31. Oktober 1958, Archiv Hochmeisterkirche.