02/07/2024 0 Kommentare
Ein Fest, verschiedene Bräuche
Ein Fest, verschiedene Bräuche
# Neuigkeiten aus der Gemeinde
Ein Fest, verschiedene Bräuche
Wie Weihnachten außerhalb Deutschlands gefeiert wird
Opulentes Essen Weihnachten in Frankreich
Frankreich ist ein großes Land mit vielen unterschiedlichen Regionen. Das zeigt sich unter anderem auch in den Advents- und Weihnachtsbräuchen.
Im Elsass erinnert vieles an die deutschen Gepflogenheiten: Man kennt einen Adventskranz mit vier Kerzen und einen finsteren Gesellen namens Hans Trapp, der ähnlich dem Knecht Ruprecht erst den Kindern einen Schrecken einjagt, sie dann aber mit Süßigkeiten belohnt. Auch die Tradition des Weihnachtsbaums hat sich vom Elsass aus in ganz Frankreich verbreitet.
Im Süden, in der Provence gibt es den Brauch der Santons. Das sind Krippenfiguren aus Ton, aber nicht nur Maria, Josef und Jesuskind, die heiligen drei Könige und ein paar Hirten. Nein, ganze Landschaften und Dörfer werden aufgestellt. Da haben Briefträger und Bürgermeister genauso ihren Platz wie Bäckersfrau und Waschfrau. Es gibt Ausstellungen und Wettbewerbe, wer die tollsten Santons hat.
Heiligabend ist ein normaler Arbeits- und Schultag. Man trifft sich in der Familie am Abend – in vielen Familien immer noch zu einem Kirchgang.
Danach beginnt der allerwichtigste Teil des Weihnachtsfestes: das opulente Weihnachtsessen. Während es bei uns eher Tradition ist, am Heiligen Abend ein einfaches Essen aufzutischen, das der Hausfrau wenig Arbeit macht, wie z. B. Kartoffelsalat mit Würstchen, geht es in Frankreich beim „réveillon“ nicht unter 5 oder 6 Gängen ab: Ein bis zwei Vorspeisen (Foie Gras darf nicht fehlen), eventuell ein Fischgang, als Hauptgang gefüllter Kapaun mit Maronen, dann eine Käseplatte und zum Schluss ein Dessert, in der Regel "bûche de Noël“, ein Baumkuchen, der wie ein richtiger Baumstumpf aussehen muss.
Die Weihnachtsgeschenke bringt Père Noël dann in der Nacht zum 25. Dezember. Er klettert heimlich durch den Schornstein, um die bereitgestellten Schuhe mit den Geschenken zu füllen.
Die Bescherung findet am Morgen des 25. Dezember statt. Der 26. Dezember ist (außer in Elsass-Lothringen!) in Frankreich kein Feiertag. Das Weihnachtsfest endet mit dem 25. Dezember.
Astrid Witten
Stroh unter der Tischdecke - Weihnachten in Polen
Weihnachten ist in Polen das wichtigste Familienfest des Jahres. Schon im Advent werden die Häuser und Straßen weihnachtlich geschmückt. Und der Weihnachtsbaum wird an Heiligabend aufgestellt.
Am späten Nachmittag versammelt sich die Familien am Tisch. Eine Weihnachtsoblate wird in Stücke gebrochen und verteilt. Jeder geht mit seiner Oblate zu den anderen Familienmitglieder, bricht ein Stück ab und gibt es ihnen. Dabei wünscht man dem Empfangende alles Gute und Glück im nächsten Jahr.
Dann beginnt die Wigilia. Das ist das traditionelle Weihnachtsessen katholischer Polen. Es darf erst beginnen, wenn der erste Stern am Himmel erschienen ist. Das Festmenü besteht aus zwölf Speisen ohne Fleisch. Oft gehören dazu Piroggen und andere Mehlspeisen, Rote-Bete oder Fisch-Suppe, Karpfen oder Hering. Jeder Gast soll etwas von den zwölf Speisen probieren. Alle Gerichte stehen auf dem Tisch, sie werden nicht nacheinander serviert. Und traditionell lässt man einen Platz am Tisch frei, für einen unerwarteten Gast oder symbolisch für ein verstorbenes Familienmitglied.
Unter der weißen Tischdecke liegt manchmal etwas Heu. Es soll an die Geburt Jesu im Stall erinnern. Nach dem Essen singt man Weihnachtslieder und öffnet die Geschenke. Um Mitternacht besucht die Familie die Pasterka, die Weihnachtsmesse. Dort werden Weihnachtslieder gesungen und der Choral „Bóg się rodzi" – Gott wird geboren darf nicht fehlen.
Milena Starosta
Fröhlich und ausgelassen - Weihnachten in England
Seit rund dreißig Jahren feiere ich Weihnachten mit einer Studienfreundin und ihrer Familie im südenglischen Winchester. In meiner Jugend blieb die häusliche Weihnachtsfeier auf die engere Familie beschränkt. Mit Außenstehenden traf man sich frühestens am Stephanustag (26. Dezember). Auch in England ist Weihnachten ein Familienfest. Aber man ist trotzdem offen für Freunde und Bekannte.
Das dürfte damit zusammenhängen, dass das Christfest dort fröhlich, ja ausgelassen wie eine Party begangen wird. Dazu tragen schon die schwungvollen Melodien der Weihnachtslieder (Englisch: Carols) bei. Und beim Festmahl am Weihnachtstag reißt man Knallbonbons auf, liest die Witze auf den Zettelchen vor, die rausgefallen sind, und setzt sich Papierkronen auf den Kopf. Die Bescherung findet am Nachmittag statt.
An Heilig Abend erinnert an das bevorstehende Fest nur der Carol Service, den die BBC um 15 Uhr aus der 1515 fertiggestellten Kapelle des King´ s College in Cambridge überträgt. Bei dem Gottesdienst wirkt der Collegechor mit, singt die Gemeinde Carols und lesen Studierende und Dozierende Abschnitte aus der Bibel.
Den ersten Weihnachtsgottesdienst feiern Anglikaner am 25. Dezember um Mitternacht. Da ich kein Nachtmensch bin, besuche ich den Familiengottesdienst um 10 Uhr.
Traditionell verschickt man in England unzählige Weihnachtskarten oder übergibt sie den Nachbarn persönlich. Die Briefkarten werden im Wohnzimmer auf den Kaminsims gestellt oder an einer Wäscheleine aufgehängt.
Jürgen Wandel
Suche nach der Mandel - Weihnachten in Dänemark
Der Vater unserer Enkelkinder ist Däne, und einmal feierten wir mit seiner Familie in Dänemark Weihnachten. An Heiligabend besuchten die Älteren die mit Kerzen beleuchtete Kirche. Auch wenn unser Dänisch noch in den Kinderschuhen steckte, nicht kannten. Nach dem Gottesdienst wurde das traditionelle Weihnachtsmahl serviert: Zuerst Hering in verschiedener Zubereitung. Dann folgten ein Schweine- oder Entenbraten mit braunen, karamellisierten Kartoffeln und Rotkohl und „Ris a lamande“. Das klassische Dessert ist Milchreis mit gehackten Mandeln. Und in ihm steckt auch eine ganze Mandel. Wer sie beim Essen findet, bekommt ein extra Geschenk, zumeist eine kleine, aber feine Süßigkeit. Natürlich gibt es zum Essen auch Getränke, wie das Weihnachtsbier, das mit besonderen Aromen gewürzt ist. Nach dem Essen geht es ins Weihnachtszimmer. Dort steht der bunt geschmückte Christbaum. Alle tanzen um ihn herum und singen dazu drei bis vier Weihnachtslieder. Dann folgt die von den Kindern ungeduldig erwartete Bescherung: Ausgiebig werden die Geschenke bewundert. Es werden Knabbereien, Wein, Wasser und Weihnachtsbier serviert, und während die Kinder spielen, unterhalten sich die Erwachsenen über Gott und die Welt. Am zweiten Weihnachtstag waren wir zur „Julefrokost“ eingeladen, einem Mittagessen, bei dem erneut Hering in verschiedenen Varianten serviert wurde, aber auch Würstchen und kleine Frikadellen. Als Dessert gab es Kuchen und Weihnachtsplätzchen. Und die Runde spielte das „Pakkespil“, wie in Dänemark das Wichteln genannt wird. Dabei wird um die schön eingewickelten Geschenke gewürfelt, die schon in einer ersten Runde verteilt werden: Wer eine Sechs würfelt, nimmt sich eines und packt es aus. Aber in der zweiten und allen weiteren Runden darf man die Geschenke einander wieder abjagen. Wie lange das möglich ist, legt die Spielleitung mit Hilfe einer Stoppuhr fest. Und wenn sich ein Geschenk besonders beliebt ist, geht es oft hoch her. Einige der dänischen Traditionen haben wir übernommen. So wir in Berlin tanzen singend um den Weihnachtsbaum und verzehren den einen oder anderen dänischen Beitrag zum Weihnachtsessen.
Jutta Schreur
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