„Nie wieder“ ist hier und jetzt!

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# Neuigkeiten aus der Gemeinde

„Nie wieder“ ist hier und jetzt!

Juden nicht alleine lassen

Das Lichterfest Chanukka ist ein fröhliches jüdisches Fest in der dunklen Jahreszeit. Die Familien feiern mit Gesang, Essen und Spiel die Erinnerung an drei wichtige Ereignisse: Befreiung des jüdischen Volkes von Fremdherrschaft, Bewahrung der Religion und ein Wunder, das Licht gebracht hat. Dazu gibt es einen besonderen Chanukka-Leuchter, der hat acht Kerzen (für jeden Tag des Wunders eine) und eine in der Mitte, die zum Anzünden der anderen da ist.

Was mich dazu bewegt, über dieses Fest zu schreiben, ist der judenfeindliche Geist, der in Berlin zu spüren ist nach dem barbarischen Hamas-Überfall auf Israel und dem entsetzlichen Krieg im Gaza-Streifen, ein Geist, der so sehr im Gegensatz zum Geist von Chanukka und von Weihnachten steht.

„Nie wieder“, so schworen es viele Deutsche nach dem 2. Weltkrieg, „Nie wieder Judenhass, Verfolgung, Ermordung!“. Jetzt zeigt sich, dass anscheinend viele Menschen in meiner Heimatstadt diesen Schwur vergessen haben, viele haben ihn wohl auch von vornherein nicht sehr ernst gemeint!

Am Brandenburger Tor stand vom 7. bis 15. Dezember ein riesiger Chanukka-Leuchter. Zu Beginn des Festes zündeten Rabbiner Yehuda Teichtal und Bundeskanzler Scholz dort das mittlere Licht an. Rabbi Teichtal sagte in seiner Rede, „die Botschaft von Chanukka ist Licht über Dunkelheit, Demokratie über Tyrannei“. Er forderte: „Mehr Licht, mehr Freude, mehr jüdisches Bewusstsein, das ist unsere Antwort.“ Der Bundeskanzler sah seine eigene Anwesenheit „als Symbol der Hoffnung und der Zuversicht und als Symbol der untrennbaren Zugehörigkeit jüdischen Glaubens, jüdischer Mitbürgerinnen und Mitbürger zu diesem, unserem Land“.

Das war wohl zu optimistisch. Der große Chanukka-Leuchter musste unter Polizeischutz stehen, kleinere Chanukka-Leuchter in der Innenstadt wurden beschmiert oder zerstört – Angriffe auf ein jüdisches religiöses Fest. Die kleinen Plakate, die die Situation der Geiseln im Gaza-Streifen publik machen sollen, waren am zweiten Tag schon abgerissen und unkenntlich gemacht – jüdischer Schmerz, jüdisches Leid verächtlich gemacht. Kunden und Mitarbeiter einer Caféhaus-Kette wurden angepöbelt und in Sprechchören beschimpft: „Shame on you“, „Schande über Dich“ – weil die Kette angeblich jüdische Besitzer hat und man sich schämen soll, dort zu arbeiten oder einzukaufen. So klingt also das häufig beschworene „Nie wieder“? Ist das nicht eher ein „Das hatten wir doch schon einmal“?

Eigentlich wäre zu erwarten gewesen, dass es nach den 7. Oktober zu einer Welle des Mitgefühls für unsere jüdischen Mitbürger kommt. Stattdessen mussten in den vergangenen Wochen hunderte antisemitischer Vorfälle in Deutschland beklagt werden. Viele Jüdinnen und Juden berichten von Ängsten.

Wir aber müssen Zivilcourage zeigen! Das schrecklichste Verbrechen der Menschheitsgeschichte, der Holocaust, konnte nur stattfinden, weil zu Viele zu lange weggeschaut haben. Unsere Reaktion auf den Terrorangriff auf Israel muss zeigen, dass es uns nicht egal ist, ob Israel existiert oder nicht. Wir dürfen unsere jüdischen Mitbürger in ihren wiederauflebenden Besorgnissen nicht allein lassen! Dies sollte uns ein sehr zentrales Anliegen sein, auch wenn es noch viele andere Orte auf der Welt gibt, die nach Gerechtigkeit und Frieden schreien.

In der Adventszeit, als die Chanukka-Leuchter noch zu sehen waren, haben wir gesungen:  „O komm, o komm, du Morgenstern, lass uns dich schauen, unsern Herrn. Vertreib das Dunkel unsrer Nacht durch deines klaren Lichtes Pracht. O komm, du Sohn aus Davids Stamm, du Friedensbringer, Osterlamm. Von Schuld und Knechtschaft mach uns frei und von des Bösen Tyrannei.“

Astrid Witten

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