„Ich glaube, hilf meinem Unglauben.“ Mk. 9, 24

„Ich glaube, hilf meinem Unglauben.“ Mk. 9, 24

„Ich glaube, hilf meinem Unglauben.“ Mk. 9, 24

# Neuigkeiten aus der Gemeinde

„Ich glaube, hilf meinem Unglauben.“ Mk. 9, 24

 Jahreslosung 2020: „Ich glaube, hilf meinem Unglauben.“ Mk. 9, 24

Pfarrerin Cornelia Benus-Dreyer

„Ich glaube, hilf meinem Unglauben.“ Dieser Satz steht in einer bewegenden Geschichte des Markus Evangeliums. Es ist der verzweifelte Ruf und zugleich der hoffnungsvolle Schrei eines Vaters, der seinen kranken Sohn zu Jesus bringt. Schon seit seiner Geburt ist das Kind, so wird erzählt, „von einem sprachlosen Geist“ befallen, der ihn zu Boden reißt, ihn starr werden lässt, mit Schaum vor dem Mund. Das Kind litt wahrscheinlich an Epilepsie. Immer wieder ist es in lebensbedrohliche Situationen geraten. Nun bittet der Vater Jesus verzweifelt um Hilfe, als letzte Rettung. Und schreit diesen Satz heraus: „Ich glaube, hilf meinem Unglauben.“

Glaube kann angefochten werden. Die verstörende Diagnose, die verarbeitet werden muss und große Angst macht. Die Sorge um das kranke Kind. Der plötzliche Unfall, der alle fröhlichen Lebenspläne zunichte macht. Die Dunkelheit der Depression, die alle Lebensfreude nieder drückt. Überforderung und Druck, die nicht mehr zu Atem kommen lassen und alle Gefühle taub werden lassen. Die Gedanken, die immer wieder kreisen: kann auch sein, dass da kein Gott ist, und der Glaube ein Irrtum, niemand da, der meine Gebete hört.

So viele persönliche Lebensgeschichten es gibt, so viele Gründe und Möglichkeiten gibt es für den Zweifel. Glaube hat immer auch den Schatten des Unglaubens bei sich.

Ich bin dankbar dafür, dass in der Bibel auch die Geschichten des Fragens, des Zweifelns und des Unglaubens sorgfältig und aufmerksam bewahrt sind. So bleibt vollkommen deutlich, dass Glaube ganz gewiss etwas anderes ist, als vollmundige Sicherheit, die auf alle Fragen eine Antwort hat und eine (scheinbar!) fromme Erklärung bietet für jedes Leid, jede Not und für alles, was die Welt aus den Fugen bringt. Dietrich Bonhoeffer notiert: „Die großen Beteuerungen sind immer der Verleugnung am nächsten.“

Der Vater des kranken Kindes ist alles andere als vollmundig. Wie viele Enttäuschungen mag er schon erlebt haben, wie oft schrecklich vergeblich gehofft? Dann wird das Vertrauen erschüttert. Aber die Sehnsucht bleibt. Er gibt nicht auf. Mit seiner ganzen inneren Zerrissenheit kommt er zu Jesus, seinen eigenen Zweifeln widersprechend, und bittet ihn um ein Vertrauen, das er aus eigener Kraft nicht aufbringen kann. Sein Glaube kann seinen Unglauben nicht abschütteln, aber er lässt seinen Unglauben auch nicht über seinen Glauben siegen.  Und er findet Hilfe, sein Kind wird geheilt.

Glauben kann man nicht machen, nicht selber schaffen, nicht haben, wie einen Besitz, Glaube bleibt ein Geschenk, sowohl für die Zuversichtlichen als auch für die Erschütterten. „Ich glaube, hilf meinem Unglauben.“ – Das ist ja nicht nur ein Hilfeschrei sondern auch ein Gebet. Dietrich Bonhoeffer riet dazu, dass „wir uns angewöhnen, dieses Gebet des Vaters zu unserem eigenen Gebet zu machen.“ Und er fasst seine Erfahrung zusammen: „Glaube empfangen wir von Gott. Glaube ist seine Gabe an uns. Und Glaube empfangen wir von Gott immer nur so viel, wie wir gerade für den gegenwärtigen Tag brauchen. ………Der Glaube ist das tägliche Brot, das Gott uns gibt“.

Die Jahreslosung lädt dazu ein, um dieses tägliche Brot des Glaubens immer wieder zu bitten, auch, und gerade dann, wenn Zweifel uns überfluten und wir um unseren Glauben ringen. Und uns der Erfahrung zu öffnen, dass Er heilend und haltend da ist.

Cornelia Benus-Dreyer

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