Hundertster Geburtstag von Sophie Scholl

Hundertster Geburtstag von Sophie Scholl

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Hundertster Geburtstag von Sophie Scholl

Jungmädel und Widerständlerin

Biedere Strickjacke, braver Seitenscheitel, ernster Blick. Dieses Bild von Sophie Scholl kennen Viele. Wie ihr Bruder Hans gehörte sie zur Weißen Rose, einer studentischen Widerstandsgruppe gegen das Naziregime. Im Februar 1943 wurden sie und Hans nach dem Verteilen von Flugblättern in der Münchner Universität denunziert, verhaftet, verurteilt und ermordet. Neben Dietrich Bonhoeffer ist Sophie Scholl zur wohl bekanntesten protestantischen Märtyrerin geworden. Eine junge Frau im Badeanzug,  kesser Kurzhaarschnitt, herausfordernder Blick. Auch das ist Sophie Scholl, lebensfroh, lebenshungrig und eigenwillig. Als junges Mädchen ist sie zunächst durchaus empfänglich für die nationalsozialistische Bewegung  und tritt in die entsprechenden Jugendorganisationen ein, zuerst die  Jungmädelschaft und später den Bund deutscher Mädel (BdM); dabei übernimmt sie zum Teil auch Führungsaufgaben. 

Sie kommt aus einem bildungsbürgerlichen und protestantisch geprägten Elternhaus. Musik, Literatur, Glaube und Religion spielen eine große Rolle – die Schule weniger, die empfindet Sophie als notwendiges Übel, sie langweilt sich dort meistens. Und so geht es ihr zunehmend auch mit dem BdM. Ihre Distanz zur nationalsozialistischen Ideologie wächst, umso mehr, als inzwischen der Krieg begonnen hat und Sophie jede Gewalt ablehnt. Sie setzt sich mit philosophischen und  religiösen Fragen auseinander und diskutiert darüber  mit ihren Geschwistern, Freundinnen und  ihrem Freund Fritz Hartnagel, der als Soldat in Russland ist. Mit ihm führt sie einen intensiven Briefwechsel. In welchem Verhältnis steht die Schönheit der Schöpfung zu den schrecklichen Nachrichten, die der Krieg täglich mit sich bringt? Wie steht es um die Gerechtigkeit Gottes? Diese Fragen beschäftigen Sophie. Immer wieder ringt sie um ihr ganz persönliches Verhältnis zu Gott und sucht Antwort auf die Frage, wie sie ihren Glauben, ihr Christsein verantwortlich leben soll. Sie kommt zu dem Schluss, dass ihre Antwort der aktive Widerstand gegen das Hitlerregime sein muss, das Eintreten für die Freiheit. Sie wusste, dass ihre Entscheidung  den Tod bedeuten konnte.  Am 22. Februar 1943 wurde sie von den Nazis hingerichtet.

In seiner neuen, sehr lesenswerten Biografie über Sophie Scholl * fragt der Theologe Robert M. Zoske: „Was bleibt?“ und antwortet: „Eine Gewissheit: Keine Politik, Ideologie oder gesellschaftliche Norm ist alternativlos. Eine Ermutigung: Glaube gibt Kraft zu Personalität, Widerstand und Freiheitskampf. Eine Zuversicht: Jede und jeder kann ihrem und seinem Gewissen mehr gehorchen als den Menschen.“ 

Jutta Schreur

Robert M. Zoske: Sophie Scholl: Es reut mich nichts  Porträt einer Widerständigen, Propyläen Berlin 2020
Der zitierte Text findet sich  im Epilog, S. 302 

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