Ein Gott, der sich erbarmt

Ein Gott, der sich erbarmt

Ein Gott, der sich erbarmt

# Neuigkeiten aus der Gemeinde

Ein Gott, der sich erbarmt

Der Kyrie-Ruf im Gottesdienst

Kyrie eleison – Herr, erbarme dich. Jeden Sonntag singt oder spricht die Gemeinde im Gottesdienst diese Worte. Doch was bedeutet dieser Kyrie-Ruf eigentlich? Warum sind diese Worte noch heute relevant? Ihren Ursprung haben sie in vorchristlicher, kultischer Zeit, in der – dann mit dem Sonnen- statt mit dem Kyrie-Ruf – die aufgehende Sonne als zentraler Bezugspunkt der Verehrung begrüßt wurde. Im spätantiken Hofzeremoniell dann wurde der Kaiser mit diesem Ruf begrüßt, wenn er den Raum betrat oder in eine Stadt einzog; war er es doch, der über Wohl und Wehe seiner Untertanen entschied. 

Die Juden Griechenlands bezogen den Kyrios-Titel auf den Gott Israels, und im frühen Christentum schließlich wurde der Ruf zur zentralen Hoheitsbezeichnung Jesu Christi.  Kyrie eleison!, das war Bekenntnis und Bitte um Erbarmen zugleich.

Das Bekenntnis zu Christus als dem Helfer in aller Not und zu Christus allein als kommendem und ewigem Herrscher. 

Christos Kyrios! – Christus ist der Herr. Damit wurde aller göttlichen Verehrung irdischer Herrscher eine Abfuhr erteilt. Der an Christus gerichtete Kyrie-Ruf war damit ein Widerstandsmoment gegen weltliche Macht, ein Huldigungsruf auf Christus, den König der Könige und Herrn der Herren.

Heute singen wir diesen ersten liturgischen Gottesdienstgesang als innige und unvermittelte Bitte um Erbarmen. Wir bitten um die Barmherzigkeit Gottes und drücken so aus, dass wir unsere Schuld nicht nur bereuen und um Gottes Erbarmen bitten, sondern auch, dass wir seiner Güte vertrauen, indem wir ihn immer wieder anrufen und darum bitten. Indem wir Jesus Christus als „Kyrie!“ anrufen, bekennen wir, dass er unser wahrer und einziger Herr ist, dass sein Kommen in unsere Welt uns heilen und trösten wird.

Der Kyrie-Ruf ist Ausdruck des Glaubens an Gottes Barmherzigkeit, und er ist zugleich Fürbitte für die Welt, auf dass Gott sich uns, unserer Kirche und unserer Welt erbarmen möge. 

Und vielleicht üben wir uns in dieser Advents- und Weihnachtszeit und angesichts dieser Welt, die immer wieder von Unfrieden und Unruhe geprägt ist, eben darin ein: in den Kyrie-Ruf, in den wir all unser Vertrauen und unser Bitten legen und mit dem wir vor Gott treten. Vor Gott, der uns in all seiner Herrlichkeit und Barmherzigkeit begegnet – in einer Krippe in Betlehem, als kleines Kind, auf dass die Antwort auf unser „Kyrie eleison!“ ein immer wieder wahr werdendes und erlebbares „Christ der Retter ist da!“ sei.

Markus Sachse

 

Dies könnte Sie auch interessieren

0
Feed