Menschen in Halensee: Sechs Fragen – Sechs Antworten

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# Neuigkeiten aus der Gemeinde

Menschen in Halensee: Sechs Fragen – Sechs Antworten

Porträt-Interview mit Jürgen Wandel

Jürgen Wandel (72) ist Pfarrer und Redakteur im Ruhestand und seit der Fusion der Jona- und der Hochmeistergemeinde 2016 Mitglied des Gemeindekirchenrates der Halenseegemeinde.

Als Sohn einer Hamburgerin und eines Stuttgarters wuchs er mit seinem Bruder im südwürttembergischen Tuttlingen auf. In Tübingen (Evangelisches Stift), Hamburg und Edinburgh studierte er Theologie. Auf Vorschlag des Personaldezernenten der Württembergischen Landeskirche machte Wandel nach dem Vikariat eine journalistische Zusatzausbildung.

Was und wer hat Sie religiös geprägt?

Meine Mutter kämpfte gegen die Prügelstrafe, engagierte sich für Mitmenschen am Rande der Gesellschaft und für den Tierschutz. Ihre freiheitliche Erziehung, ihr „Christentum der Tat“ und ihr Vorsehungsglaube haben mich geprägt. Der Religionslehrer in der Mittel- und Oberstufe des Gymnasiums half mir, meinen Kinderglauben in einen Erwachsenenglauben zu überführen. Er machte uns mit der historisch-kritischen Auslegung der Bibel vertraut. Und ich begriff, dass die Bibel Gottes Wort enthält, aber nicht das Wort Gottes ist. In Tuttlingen hielten sich die beiden großen Konfessionen die Waage. So konnte ich hautnah auch die guten und schlechten Seiten des Katholizismus beobachten und erleben. Und in der nahe gelegenen Schweiz sah ich zum ersten Mal eine Kirche ohne Kreuz und Altar. Sie war evangelisch-reformiert.

2   Was ist Ihnen am Glauben wichtig?

Der christliche Glaube schenkt mir die Zuversicht, dass Gott Möglichkeiten bereithält und eröffnet, die im Augenblick unmöglich scheinen. Große Bedeutung hat für mich auch der Glaube an „die heilige katholische Kirche“. Im lateinischen Urtext des Apostolischen Glaubensbekenntnisses heißt es ja „Ecclesiam catholicam“. Und diese umfasst die evangelischen Kirchen wie die römisch-katholische Kirche, die alt-katholischen Kirchen und andere christliche Konfessionen. „Katholisch“ heißt ja nichts anderes, als „universal“. Und das drückt einen zentralen, unaufgebbaren Aspekt des Christentums aus: Wer getauft ist, hat Glaubensgenossen auf der ganzen Welt und kann daher kein Rassist und Nationalist sein.

3  3. Was schätzen Sie an der Halenseegemeinde?

Die Geistlichen und diejenigen, die den Kirchdienst versehen, begegnen denen, die den Gottesdienst besuchen, offen und freundlich. Und diese Atmosphäre herrscht auch im Gemeindekirchenrat.

Was wünschen Sie sich von Ihrer Gemeinde ?

Früher war es üblich, dass der Organist spielte, wenn die Gottesdienstgemeinde nach dem Segen die Kirche verließ. Ich fand das feierlich, ließ mich von den Orgelklängen nach draußen tragen und ging beschwingt nach Hause. Und ich würde mich freuen, wenn die Halenseegemeinde diese stimmige liturgische Tradition wieder aufnehmen würde. Dann würde deutlich: Der Gottesdienst ist zu Ende, wenn die Gemeinde den Schlusssegen mit einem dreifachen Amen bekräftigt hat. Natürlich können diejenigen gerne in der Kirche verweilen, die noch ihren Gedanken nachhängen wollen.

5. Was machen Sie gern in Ihrer Freizeit?

Sehr gerne gehe ich ins Kino, ins Café, lese Zeitungen, Sachbücher zu Theologie und Geschichte, Krimis und andere Romane, die in England spielen. Seit meiner Kindheit liebe ich Bahnreisen. Und wenn ich einen Fensterplatz ergattere, lese ich nicht, sondern genieße die Aussicht auf Orte und Landschaften.

Was möchten Sie in Ihrem Leben noch machen?

Ich möchte (mit dem Vorbehalt in Jakobus 4,15) gerne das weitermachen, was ich bei Frage 5 erwähnt habe.

Das Interview führte Pfarrer Krätschell

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