Monatsspruch für Juni 2025

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# Neuigkeiten aus der Gemeinde

Monatsspruch für Juni 2025

Mir aber hat Gott gezeigt, dass man keinen Menschen unheilig oder unrein nennen darf. Apg 10,28

Christliche Missionstätigkeit und ihre Geschichte haben in weiten gesellschaftlichen Kreisen einen schlechten Ruf. „Missionarisches Verhalten“ oder der „Versuch jemanden zu missionieren“ sind negativ konnotierte Beschreibungen, deren Verwendungen im Sprachgebrauch nicht auf den Bereich der Religion beschränkt bleiben. Die Gründe für die kritische Betrachtung der christlichen Mission sind zum einen die Verquickung mit der europäischen Kolonialgeschichte auf anderen Kontinenten, in deren Zusammenhang die Tätigkeit der Missionare oft nur als Vorwand genutzt wurde, um indigene Völker auszubeuten oder gar auszurotten. Zum anderen fühlt sich ein immer größer werdender religions-ferner bzw. unerfahrener Anteil der Gesellschaft offenbar unangenehm berührt, wenn jemand von positiven Glaubenserlebnissen berichtet und dazu einlädt, selbst eine solche Erfahrung auszuprobieren.

Doch der christlichen Mission liegt ein zutiefst humanistischer Gedanke zugrunde, der im Bibelvers aus der Apostelgeschichte gebündelt wird, welcher als Monatsspruch für den Juni 2025 ausgewählt wurde. Er stammt aus der Geschichte über die Bekehrung des Hauptmanns Kornelius, des ersten Nicht-Juden, der zum Christentum übertrat.

Die Erzählung erinnert ein wenig an ein Filmskript mit Szenenwechseln zwischen den beiden Hauptprotagonisten: Zum einen Kornelius, ein Hauptmann, gottesfürchtig und wohltätig, aber eben kein Jude, sondern ein Römer. Zum anderen Petrus, schon zu Lebzeiten Jesu in einer Führungsrolle unter den Zwölf, die er nun auch in der schon erheblich gewachsenen Jerusalemer Urgemeinde innehat. Diese versteht sich bisher als Bewegung innerhalb des Judentums, besteht somit nur aus Juden und glaubt, dass die Lehre Jesu sich an das jüdische Volk allein richtet.

In göttlichen Visionen werden sowohl Kornelius als auch Petrus auf ihre Begegnung vorbereitet. Kornelius soll Petrus zu sich holen lassen, befiehlt ihm ein Engel. Als seine Leute Petrus holen wollen, rätselt dieser noch, was Gott ihm in seiner Vision sagen wollte, als er ihm unreine Speisen zum Essen gab. „Was Gott rein gemacht hat, das nenne nicht verboten“, hält Gott ihm entgegen. Bei Kornelius angekommen versteht Petrus: Nach dem Gesetz ist ihm der Umgang mit Fremden eigentlich verboten, aber „Gott hat mir gezeigt, dass ich keinen Menschen gemein oder unrein nennen soll“, bekennt er vor dem römischen Soldaten. Als Petrus und seine juden-christlichen Begleiter erstaunt erleben, wie der heilige Geist auf Kornelius und seine Leute niederkommt, lässt Petrus Kornelius und die Mitglieder seines Hauses taufen – es ist der Beginn der Heidenmission.

Nicht die Abstammung, nicht der Stand, nicht die Zugehörigkeit zu einem bestimmten Volk, zu einer Gruppe oder Klasse bestimmen, ob ein Mensch von Gott angesehen wird. Gottes Botschaft der Liebe gilt allen Menschen – das erkennt Petrus in dieser Geschichte. Das ist neu. Bisher glaubten die Menschen an Götter ihres Volkes – die ihrem Volk / ihrer Nation Schutz und Zuwendung boten. Aber vor dem Gott der Christen sind alle Menschen gleich.

Viele halten dies für einen Gedanken der Neuzeit. Doch gegen alle Regeln und Normen seiner Zeit, hat ihn schon vor 2000 Jahren ein Fischer namens Simon Petrus formuliert – erfüllt vom Geist seines Lehrers Jesus und von der Mission, diese Botschaft in die Welt zu tragen. Im Laufe der Zeit musste diese Idee paradoxerweise auch gegen kirchliche Machtfiguren und -strukturen verteidigt werden.

Schließlich aber finden wir sie in den wichtigen Dokumenten der freiheitlichen modernen Gesellschaft wieder: In der US-Unabhängigkeitserklärung („…, dass alle Menschen gleich erschaffen worden“), in der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte („Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren.“)  oder in unserem Grundgesetz („Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich“).

Doch auf welcher Grundlage steht das Postulat von der Gleichwertigkeit aller Menschen in einer säkularen, in Teilen atheistischen Gesellschaft? In seinem berühmten Diktum formulierte der Staatsrechtler Böckenförde 1964: „Der freiheitliche, säkularisierte Staat lebt von Voraussetzungen, die er selbst nicht garantieren kann.“ Die Gleichheit kann von einem freiheitlichen Staat nicht verordnet werden, sondern braucht ein Fundament außerhalb des gesetzlichen Regelwerkes. Als Christen glauben wir mit der Erkenntnis Petri, dass dieser Grundsatz ein göttliches Gebot ist. Dies als Kirche(n) immer wieder zu betonen, ist ein wesentlicher Beitrag zur Stabilisierung unserer freiheitlich-demokratischen Grundordnung.

Timo Wolff

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