Monatsspruch für November 2025

Monatsspruch für November 2025

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# Neuigkeiten aus der Gemeinde

Monatsspruch für November 2025

Gott spricht: Ich will das Verlorene wieder suchen und das Verirrte zurückbringen und das Verwundete verbinden und das Schwache stärken. Hesekiel 34,16

Stellen Sie sich vor, mit diesen Worten soll auf einem großen Plakat für bestimmte Berufe geworben werden. Welche Bilder würden dazu passen? Mitarbeiter der Bergwacht oder der Seenotrettung? Krankenpflegerinnen? Feuerwehrleute?

Vor zwei Generationen hätte man wohl eher an Hirten gedacht, heute ein fast ausgestorbener Beruf. Ein Hirte sorgt für seine Schafe, treibt sie auf Wiesen, damit sie satt werden, hält sie zusammen, damit sie sich nicht verirren und trägt ein verletztes nach Hause. In vielen Kinderzimmern hing ein Bild von so einem Hirten, ein Schaf auf dem Arm – ein Bild von Jesus, der von sich sagt: „Ich bin der gute Hirte. Der gute Hirte lässt sein Leben für die Schafe. Meine Schafe hören meine Stimme, und ich kenne sie und sie folgen mir; und ich gebe ihnen das ewige Leben.“

Der Hirtenberuf war zu Lebzeiten Jesu im Heiligen Land sehr verbreitet. Der Monatsspruch für November wird aber nicht Jesus zugeschrieben. Er stammt schon aus der hebräischen Bibel. Alle großen Gestalten darin waren Hirten: Abraham, Isaak, Jakob, Mose, David.

Auch Gott wird dort häufig mit den Attributen eines Hirten versehen, am bekanntesten wahrscheinlich im 23. Psalm „Der Herr ist mein Hirte … Er weidet mich auf einer grünen Aue und führet mich zum frischen Wasser… dein Stecken und Stab trösten mich.“

Dies Bild begleitet Menschen durch viele Jahrtausende bis heute. Das Buch Hesekiel entstand vor ca. zweieinhalb tausend Jahren, viele Psalmen sogar noch früher. Der gute Hirte, eine Sehnsucht, nicht nur in Kinderzimmern zu spüren. Auch Erwachsene, harte Männer, taffe Frauen - wer wünscht sich nicht einen, der den Weg zeigt, an den man sich anlehnen kann, der hilft, tröstet und heilt?

Genau das ist aber auch eine Gefahr! So viele menschliche Führer wurden in der Geschichte idealisiert, angebetet und entpuppten sich als Egozentriker, die in die eigene Tasche wirtschaften, oder schlimmer noch: als unmenschliche Verbrecher. Die Kirche selbst war auch nicht dagegen gefeit: Päpste und Kirchenführer, die geprasst haben oder die die Gläubigen in blutige Kreuzzüge führten.

Darüber können wir auch bei Hesekiel lesen. Gott, der gute Hirte, der die Menschen beschützt und stärkt. Der aber auch verantwortungslose Hirten anprangert, die das Volk ausbeuten und in die Irre führen. Es heißt bei Hes 34,2-4: „So spricht Gott der Herr: Wehe den Hirten Israels, die sich selbst weiden! Sollen die Hirten nicht die Herde weiden? Aber ihr esst das Fett und kleidet euch mit der Wolle und schlachtet das Gemästete, aber die Schafe wollt ihr nicht weiden. Das Schwache stärkt ihr nicht, und das Kranke heilt ihr nicht, das Verwundete verbindet ihr nicht, das Verirrte holt ihr nicht zurück, und das Verlorene sucht ihr nicht; das Starke aber tretet ihr nieder mit Gewalt.“

Kommt uns das nicht bekannt vor? Hirten, die sich selbst weiden? Korrupte Präsidenten, die in die eigene Tasche wirtschaften – wir brauchen nur die Tagespresse aufzuschlagen: Menschen, die aus dem Vollen schöpfen und nicht an die Hungernden nebenan denken. Die sich als Hirten aufspielen, aber sterbende Kinder in Dürregebieten oder Leidende in den Lagern zwischen Kriegsparteien nicht sehen wollen.

Und weiter lesen wir: „Denn so spricht Gott der Herr: Siehe, ich will mich meiner Herde selbst annehmen und sie suchen. Ich will, was fett und stark ist, behüten; ich will sie weiden, wie es recht ist. Ich will einen Bund des Friedens mit ihnen schließen,  ihnen eine Pflanzung aufgehen lassen, dass sie nicht mehr Hunger leiden sollen im Lande. Ja, ihr sollt meine Herde sein und ich will euer Gott sein.“

So alt ist dies Versprechen und immer noch rufen wir „Gott, wo bleibst du?“ Vielleicht sollten wir mehr hören, wenn Gott uns fragt „Mensch, wo bleibst du?“ und uns an ein Gespräch von Jesus mit Schriftgelehrten im Tempel erinnern. Sie sind sich einig: „Es ist kein anderes Gebot größer als dieses: Der Herr, unser Gott, ist der Herr allein, und du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele, von ganzem Gemüt und mit all deiner Kraft und Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst“.

Dann müssen wir nicht verzweifeln über all die Hirten, die sich selbst weiden.

Astrid Witten

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