Pfarrerin Cornelia Benus-Dreyer: 34 Jahre gelebte Kirche in Halensee

Pfarrerin Cornelia Benus-Dreyer: 34 Jahre gelebte Kirche in Halensee

Pfarrerin Cornelia Benus-Dreyer: 34 Jahre gelebte Kirche in Halensee

# Neuigkeiten aus der Gemeinde

Pfarrerin Cornelia Benus-Dreyer: 34 Jahre gelebte Kirche in Halensee

Cornelia Benus-Dreyer geht am 30. November 2025 in den Ruhestand. 1991 kam sie von Ostwestfalen nach Halensee und hat die Gemeinde nachhaltig geprägt. 

Es dauerte 81 Jahre, bis die Hochmeisterkirche ihre erste Pfarrerin bekam. Am 1. November 1991 trat Cornelia Benus-Dreyer Ihren Dienst in unserer Gemeinde an.

Der Weg nach Berlin-Halensee

Geboren, aufgewachsen und religiös sozialisiert ist sie im protestantisch geprägten Ostwestfahlen. Posaunenchöre, regionale Kirchentage, gut besuchte Kindergottesdienste – all das gehört zum Alltag. Nach dem Theologiestudium in Tübingen, Hamburg und Berlin, dem Vikariat in Hamburg und einer ersten „Erprobungspfarrstelle“ in Dortmund sucht sie dringend eine Pfarrstelle in Berlin, wo ihr Mann Ingo Dreyer ein attraktives Jobangebot hat. Doch für den Wechsel der Landeskirche muss man einen Tauschpartner finden, der genau den umgekehrten Wechsel anstrebt. Und Glück haben: Ingo Stein-Buttet, Vikar an der Hochmeisterkirche, möchte zurück in seine westfälische Heimat. So kommt diese „junge, vielversprechende Frau aus der ev. Kirche Westfalen“ (O-Ton Pf. Christoph) nach Berlin-Halensee.

Hier findet Cornelia Benus-Dreyer eine Gemeinde im Umbruch vor. Ihr Vorgänger Pf. Lutz Langner und ihr Mentor Pf. Joachim Christoph hatten die Gemeinde auf unterschiedliche Weise aus dem Winterschlaf der Nachkriegszeit geweckt. Dazu passte ein junges Pfarrteam, das Cornelia Benus-Dreyer gemeinsam mit Andreas Neumann bildete, der kurz vor ihr in die Gemeinde kam.

Ein neuer Stil auf der Kanzel

Die erste Frau auf der Kanzel der Hochmeisterkirche würde sich wahrscheinlich selbst nicht als Feministin bezeichnen – „Pfarrperson“ will sie nicht genannt werden. Schnell hält aber ein neuer Stil Einzug. Statt auf pastorale Autorität setzt sie auf ein gleichberechtigtes Miteinander von Laien und Geistlichen. Das „Priestertum aller Gläubigen“ ist ihr wichtig, und sie wird es tief im Bewusstsein der Gemeinde verankern. Ein erstes Zeichen ist die Einladung zu Glaubensgesprächen in ihr Arbeitszimmer im Gemeindehaus. Alle 14 Tage wird diskutiert – oft bis tief in die Nacht – kontrovers, nachdenklich, nachhaltig. Es wird viel gelacht und oft auch nur zugehört. Noch heute sitzen sehr verschiedene Menschen alle 4 Wochen im „Bibelkreis“ zusammen.

Cornelia Benus-Dreyer fördert die Mitwirkung der Laien im Gottesdienst. Workshops zur „Liturgischen Präsenz“ stärken die Ältesten aus dem Gemeindekirchenrat bei Lesung und Abendmahlsausteilung im Gottesdienst. Der liturgische Raum verlangt von Liturginnen und Liturgen eine ganz eigene Fähigkeit der Konzentration, Präsenz und Authentizität. Körper, Stimme und Wort transportieren Gottes Botschaft. Cornelia Benus-Dreyer lebt das in ihren Gottesdiensten vor und sorgt dafür, dass dieser Raum auch Nicht-Ordinierten offensteht. Einige GKR-Mitglieder werden nach der Lektorenausbildung zum Verkündigungsdienst berufen. Andere entwickeln und gestalten viele Jahre das meditative Andachtsformat der AbendZeit. Die Passionsandachten mit dem Höhepunkt des Tischabendmahls entstehen. Cornelia Benus-Dreyer setzt so Zeichen einer lebendigen, aktiven Gemeinde, generationsübergreifend, offen und einladend.

Konfirmanden- und Jugendarbeit als Herzensanliegen

In der Konfirmandenarbeit trifft sie auf die fast gleich junge Sabine Maaß. Mehr als 30 Konfirmandenjahrgänge werden die beiden begleiten, immer neue Teamer begeistern, dabei zu bleiben, auf mehr als 30 Konfirmandenfahrten mit Konfis und Teamern über Gott und die Welt diskutieren, an „bunten Abenden“ singen und lachen, Strandgottesdienste feiern und die großen Konfirmationsgottesdienste vorbereiten, die sich zu Höhepunkten des Gemeindelebens entwickeln. Die engagierte Konfirmandenarbeit, auf die unzählige Konfirmierte und ihre Eltern dankbar zurückblicken, ist Grundstein für die erfolgreiche Jugendarbeit. Cornelia Benus-Dreyer hält der Kollegin den Rücken frei für manchmal auch unkonventionelle Ansätze und hält ihre schützende Hand über die Jugendarbeit - auch und vor allem in schwierigen Zeiten.

Leitung mit Respekt und Augenhöhe

2005 verlässt Andreas Neumann die Gemeinde, und Cornelia Benus-Dreyer – gerade zurück aus der Elternzeit – übernimmt die Geschäftsführung. Die Zusammenarbeit mit dem ebenfalls neuen GKR-Vorsitzenden gestaltet sie auf Augenhöhe. Der Gemeindekirchenrat entwickelt sich zu einem kreativen Leitungsgremium, dass nicht nur als administratives Organ Beschlüsse absegnet, sondern gemeinsam um Lösungen ringt und geistiger Impulsgeber ist. Rüsten sind nicht mehr verlängerte GKR-Sitzungen, sondern Kraftorte zum Auftanken und Nachdenken, für Fröhlichkeit und Nähe. Schlaf ist nachrangig. Auch gegenüber den Mitarbeitenden tritt Cornelia Benus-Dreyer als Kollegin auf Augenhöhe auf. Ihr Leitungsstil ist von Respekt für alle Haupt- und Ehrenamtlichen geprägt. Ein schlechtes Wort oder Witzchen über Abwesende gibt es bei ihr nie.

Wichtige Ereignisse und wegweisende Entscheidungen fallen in die Zeit ihrer Geschäftsführung, z. B. 2010 die würdevolle Gestaltung des 100-jährigen Kirchweihjubiläums, 2016 die gelungene Fusion mit der Jona-Gemeinde zur Kirchengemeinde Halensee und der lange Entstehungsprozess des Hochmeisterpavillons. Auch die Gestaltung des Gemeindelebens während der Pandemie verantwortet sie mit – mit so viel Präsenz und Erreichbarkeit wie möglich – wichtig besonders in der Konfirmandenarbeit. Sie versteht es, in Konflikten ausgleichende Worte der Vermittlung zu finden. Doch scheut sie nicht den Konflikt, wenn nötig, und führt schwierige Gespräche bestimmt und einfühlsam zugleich.

Eine prägende Amtszeit

Nach 34 Jahren im Dienst der Gemeinde wird Cornelia Benus-Dreyer im Gottesdienst am 1. Advent verabschiedet. Dass eine Person so lange auf einer Pfarrstelle bleibt, wird es nur noch selten geben. Die Landeskirche strebt einen Wechsel nach 10 Jahren an und hat auch gute Argumente dafür. Das Beispiel von Cornelia Benus-Dreyer zeigt, dass auch eine so lange Amtszeit eine Gemeinde positiv prägen kann, gerade wenn sie wie wir Gemeinde für alle – von der Wiege bis zur Bahre – sein will: Sie hat die Kinder von Eltern getauft, die selbst als Kleinkind von ihr getauft wurden, sie hat ehemalige Konfirmanden getraut, bei Trauergottesdiensten zu Kindern und Enkeln der Verstorbenen gesprochen, die sie seit Jahrzehnten aus der Gemeinde kennt. Bei all diesen Anlässen genauso wie in ungezählten Sonntags- und Feiertagsgottesdiensten hat sie mit ihren Worten die Menschen bewegt – nicht selten zu Tränen gerührt, hat persönliche Worte mit theologischen Überlegungen zu kombinieren gewusst.  

Kein Pfarrer kann bei jeder Taufe, Beerdigung, Konfirmation oder zu jedem Heiligabend etwas völlig Neues in seiner Predigt verkünden – auch Cornelia Benus-Dreyer nicht. „Man muss auch den Mut haben, sich selbst zu zitieren“, sagte sie aufmunternd dem GKR-Vorsitzenden vor seiner x-ten Konfirmationsansprache. Was sie aber beeindruckend kann, ist die wichtigen Botschaften im Zyklus des Kirchenjahres und der Lebensläufe immer wieder neu zu erzählen. Wir beten und hoffen, dass ihr Erbe weiterleben und sich entwickeln kann. Wir wünschen ihr einen gelungenen Eintritt in den Ruhestand und freuen uns, sie auch in Zukunft auf der Kanzel, in den Besucherreihen oder bei Festen und Veranstaltungen in der Hochmeisterkirche zu sehen.

Dorothea Praetorius, Timo Wolff

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